Radwende startet eigene Mängelkarte mit Bürger­beteiligung

Eine Feststellung der Mängel der Bochumer Radverkehrsanlagen ist Voraussetzung für ihre Abschaffung. Bisher fehlt die Übersicht über die Zahl der Mängel und ihre Verteilung, die der städtische Mängelmelder nicht bietet. Das Bündnis Radwende startet deswegen nun einen eigenen kartenbasierten Service, der die Radverkehrssituation und ihre mögliche Verbesserung öffentlich visualisiert.

Obwohl immer mehr Menschen in Bochum Fahrrad fahren und auch die Stadt den Radverkehrsanteil von 7 auf 25 Prozent erhöhen will, sind sie in Bochum mit einer erheblichen Zahl eklatanter Mängel und fehlender Anlagen konfrontiert. Durch fehlende Radinfrastruktur oder unzureichende Radverkehrssicherung kommt es zu gefährlichen Situationen und Unfällen, wie z. B. bei den sogenannten „Dooring-Unfällen“ durch sich plötzlich öffnende Türen parkender Autofahrer*innen aufgrund fehlender Sicherheitsstreifen, bei fehlenden Abbiegemöglichkeiten oder durch zu enges Überholen.

Für den sicheren Radverkehr fehlen in der Autostadt Bochum Radwege und Radspuren, sind existierende Radwege zu häufig zugeparkt, zu schmal oder mit Hindernissen wie Laternen, hohen Bordsteinkanten oder Schlaglöchern eine Zumutung. Auch im Nichts endende Radwege findet man häufig. Vor einem Jahr hatten 85 Prozent der Teilnehmer*innen des Bürgerkongresses „Mobilität“ bekundet, dass sie vom Auto auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel umsteigen würden, wenn die Bedingungen besser wären. „Die gefühlte subjektive Sicherheit ist also nach wie vor das entscheidene Kriterium, ob Menschen im Alltag das Rad aus dem Keller holen oder nicht“, so Radwende-Aktivist Axel Hamann.

Das Bündnis Radwende Bochum, das sich seit einem Jahr für eine Emissionswende durch mehr Rad- und Fußverkehr sowie einen stärkeren ÖPNV einsetzt, hatte zuletzt in ihrem 10-Punkte Plan im Februar einen visualisierten Mängelmelder gefordert. „Die Stadt betreibt zwar einen Mängelmelder, den auch Radfahrer*innen nutzen“, erzählt Hamann. „Aber wegen einer fehlenden Übersicht wissen wir nicht, welche Mängel schon wann und wo registriert worden sind und ob sie überhaupt bearbeitet werden bzw. den aktuellen Bearbeitungsstand.“ Die Radwende hatte im Januar der Stadt auch „Radar“ vorgeschlagen, den visuellen Mängelmelder des Bündnisses Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte (AGFS), dem Bochum seit 2016 angehört. „Doch bisher gibt es diesen nicht – und nun haben wir selbst die Initiative ergriffen“, sagt Hamann.

Basis des Radwende-Mängelmelders ist eine Openstreetmap-Karte im Internet, die die Radwende-Aktivist*innen täglich mit den neu eingesendeten Daten aktualisieren wollen. Die Karte zeigt alle bekannten Mängel mit Foto und Beschreibung – und gegebenenfalls auch die Verbesserungen. Engagierte der Radwende prüfen und bearbeiten die Meldungen und tragen sie ein. „Wir wollen mit Hilfe der Bochumer*innen dokumentieren, wie unsicher und unbefriedigend die Situation in Bochum für die schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen immer noch ist.“

Die Mängel lassen sich auf unterschiedlichsten Wegen melden. Entweder über das Meldeformular auf der Radwende-Homepage www.radwende-bochum.de/maengelmelder, per Email an radwende-agmaengelmelder@lists.riseup.net oder über die Radwende-Seiten bei Facebook, Twitter oder Instagram. Die Mängelredakteur*innen bitten um die Beschreibung der Mängel mit einigen Worten sowie einer möglichst genauen Standortangabe mit Foto. Zu sehen sind die Mängel dann für alle sichtbar auf einer Karte Bochums, die ebenfalls über die Mängelmelderseite zu erreichen ist.

„Wir haben in der Vergangenheit schon einige Fälle erlebt, wo die Verwaltung der Stadt tatsächlich nach unseren Meldungen reagiert hat“, lobt Hamann noch. „Aber ein transparentes Gesamtbild der Situation sowie der Bearbeitung fehlt einfach – das wollen wir jetzt mit unserem Mängelmelder der Stadt liefern.“

Logo Mängelmelder
Logo Mängelmelder
Screenshot Mängelkarte
Screenshot Mängelkarte