Mobilitätsausschuss tagt – Radwende sieht wichtige Entscheidungen für den Radverkehr in Bochum

An diesem Mittwoch (17.4.) tagt der städtische Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur. Auf der Tagesordnung stehen einige wichtige Themen für den Radverkehr in Bochum, die auch langfristig erhebliche Auswirkungen haben und mitentscheidend für die Frage sind, ob in Bochum die Verkehrswende gelingt.

Grundsatzbeschluss zum Vollausbau der Castroper Straße

Auf der Tagesordnung steht ein Grundsatzbeschluss zum Vollausbau der Castroper Straße zwischen Klinikstraße und Ruhrstadion. Dieser sieht den Bau von breiten Radfahrstreifen in beiden Richtungen vor. Radwende begrüßt diesen Beschluss. Nicht zuletzt für viele VFL-Fans, die mit dem Rad zum Stadion fahren, stellt dies eine erhebliche Verbesserung dar. Wichtig ist aus Sicht der Radwende, dass der Radweg weiter gebaut wird, so dass es beispielsweise eine Verbindung zur Lothringen-Trasse gibt.

Vorbehaltsstraßennetz

Ein sehr wichtiges Thema für Radwende ist der Beschluss „Ein sicheres und robustes Straßennetz für Bochum: Überarbeitung des Vorbehaltsstraßennetzes, Tempozonenanpassungen, Umstufungen im klassifizierten Straßennetz Vorbehaltsstraßen„. Hierbei handelt es sich um ein alle rund zehn Jahre stattfindende Überprüfung der Straßen, auf denen eine Tempobegrenzungen weitgehend verboten (!) ist. Auf solchen Straßen sind die Unfallgefahren groß. Nur mutige Radfahrende können diese Straße befahren. Dieses Verbot sollte eigentlich liberalisiert werden, was allerdings im Bundesrat gescheitert ist. Daher kommt dem Beschluss eine besondere Bedeutung zu. Radwende hatte bereits im Dezember auf die Möglichkeit hingewiesen bis zu 130 km aus dem Netz nehmen zu können. Mehrere Ratsfraktionen zeigten sich dazu offen.

Die Verwaltung hingegen hat vorgeschlagen, nur wenige Änderungen vorzunehmen. Leider liegt einen Tag vor der Sitzung kein Vorschlag der letztlich entscheidende Rathauskoalition vor. Radwende hofft, dass SPD und Grüne sich bis Mittwoch sich der Radwende Forderung zu möglichst vielen sicheren Straßen anschließen.

Veloroute 1

Der Veloroute 1 kommt besondere Bedeutung zu. Sie ist die erste Veloroute, die 2023 das zentrale Element im städtischen Radverkehrskonzept zur Verbesserung der Radinfrastruktur war. Auf solchen Routen sollten zwei Radfahrende entspannt nebeneinander fahren und Reisegeschwindigkeiten von 20-25 km/h erreichen können, Fußgänger und Radverkehr weitgehend getrennt sowie Wartezeiten an Kreuzungen minimiert werden. Dies solle bis auf kurzfristige Ausnahmen in Form von Fahrradstraßen geschehen.
Nach der ersten Vorlage der Verwaltung hat Radwende die Strecke befahren und sich kritisch zur Umsetzbarkeit der Veloroutenkriterien geäußert.

Nach Wunsch der Bezirksvertretung Mitte soll die Qualität der Veloroute weiter abgewertet werden. Zugunsten von dauerhaften Autolagerplätzen auf der Straße soll nun Teile der Route entgegen dem Veloroutenkonzept längerfristig als sogenannte „fahrradfreundliche Straße“ gebaut werden. Velorouten sehen sowas nur als kurzfristige Zwischenlösung vor. Das fragwürdige Format „fahrradfreundliche Straßen“ soll einen geringes geringen Ausbaustandard, der sich auf rote Markierungen und Radpiktogramme an Knotenpunkten reduziert, haben und für kurzfristige Maßnahmen genutzt werden.

Falls diese Vorlage nicht grundsätzlich überarbeitet wird, stellte die Veloroute 1 keine relevante Verbesserung für sicheres Radfahren dar. Wenn schon bei der ersten Route die Standards weitgehend unterlaufen werden, sind Politik und Verwaltung gut beraten das Konzept Veloroute grundsätzlich zu überarbeiten. Nach Ansicht der Radwende sind durchgehende Radstrecken entlang vierspuriger Hauptstraßen meist einfacher zu erstellen.

Weitere Themen

Interessant sind weitere Punkte wie die Übersicht von Maßnahmen des Tiefbauamts. So wurden demnach 2023 nur wenige neue Radwege gebaut (Königsallee, Auf der Heide) sowie einspuriger Ausbau auf dem Kesterkamp und einem Teilstück der Wittener Straße. Die Übersicht enthält auch eine fehlerhafte Darstellung, so wird unter Radwegebau die Umfahrung Wittener Straße (Goystr./Ketteler Str.) – auch bekannt als ZickZackRoute – erwähnt. Hier wurde allerdings gar kein Radweg gebaut.

Durchaus weiter verfolgenswert findet Radwende die Vorschlag der Stadtgestalter „Mit smarter Technologie, Künstlicher Intelligenz und Radwegpaten Schäden an Radwegen erfassen„. Die Verwaltung zeigt sich auch offen.

Das Problem mit Mängeln scheint aber zu sein, dass die Verwaltung entweder nicht Willens oder aufgrund von Personalmangel nicht in der Lage ist die Mängel zu beseitigen. So hat die Radwende vor drei Jahren der Stadt eine von Bochumer Bürger:innen erhobene Mängelliste zur Verfügung gestellt. Viele  der Mängel sind immer noch nicht behoben.

Gespannt ist Radwende auf konkrete Maßnahmen infolge des Beschlusses „Eltern-Taxis aussperren – Temporäre Schulstraßen einführen„. Viele Mitglieder der Radwende haben selber KInder oder arbeiten in der Schule. Das Verkehrschaos vor und nach Beginn der Schule muss unbedingt ein Ende haben, Unfälle sind vorprogrammiert. Wir halten daher temporäre Fahrverbote vor Schulen für unumgänglich.

Sehr interessant wird der mündliche Bericht der seit Mitte 2023 arbeitenden Fahrradstaffel sein. Damit sollte dem leider täglich vielfach erlebten Falschparken auf Radwegen Einhalt geboten werden. Radwende hofft Antworten auf folgende Fragen zu erhalten: Wie arbeitet die Staffel? Wie häufig werden bekannte Hotspots wie die Dorstener Straße befahren? Wie wird mit Falschparkern umgegangen?