Sofortmaßnahmen für sicheren Radverkehr – jetzt umsetzen!

Nachdem im Oktober ein Radfahrer auf der Alleestraße in Bochum tödlich verunglückt ist, wenden sich die Radwende Bochum, der Radentscheid Bochum, ADFC Bochum und VCD Bochum – Gelsenkirchen – Herne in einem gemeinsamen Brief an OB Thomas Eiskirch.

Sie fordern den Oberbürgermeister auf, sich dafür einzusetzen, einige der bekannten Gefahrenstellen in der Stadt zu entschärfen und für Radfahrer:innen sicherer zu machen. Der tödliche Unfall auf der Alleestraße ereignete sich an einer Stelle, die seit langem als problematisch bekannt war. Hinzu kommt ein Beinahe-Unfall eines Jugendlichen auf der Wittener Straße, bei dem nur durch die schnelle
Reaktion einer Autofahrerin Schlimmeres verhindert wurde.

Hier der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
wir wenden uns heute mit einem dringenden Anliegen und der Bitte um Unterstützung an Sie. Die Verkehrssituation für Radfahrende in Bochum ist an vielen Stellen gefährlich. Zwei tödliche Unfälle allein in einem Jahr zeigen dies auf dramatische Weise auf. Dass Radfahrende ihr Leben auf unseren Straßen verlieren, weil die Verkehrssituation nicht sicher ist, finden wir alarmierend – das dürfen wir nicht hinnehmen. Unsere dringende Bitte an Sie als Oberbürgermeister unserer Stadt ist, sich dafür einzusetzen, dass in den nächsten Monaten einfache Sofortmaßnahmen für sicheren Radverkehr auf den Hauptverkehrsstraßen in Bochum umgesetzt werden. Konkrete Vorschläge dazu finden Sie unten.
Am 18. Oktober ist auf der Alleestraße ein 75-jähriger Radfahrer, der in die Schienen geraten ist und die Kontrolle über sein Rad verloren hat, an den Folgen des Unfalls verstorben. Die Unfallstelle war Politik und Verwaltung als Gefahrenstelle durch entsprechende Hinweise unsererseits bekannt. Diese und weitere Todesfälle in den vergangenen Jahren machen uns tief betroffen. Wären Sie vermeidbar gewesen durch mehr Radverkehrssicherheit auf den Straßen?
Im August dieses Jahres ist ein jugendlicher Radfahrer auf der Wittener Straße gestürzt, ein schwerer Unfall wurde durch das rechtzeitige Abbremsen einer aufmerksamen Autofahrerin gerade noch verhindert. Auch auf diese Stelle war bereits mehrfach als gefährliche Stelle hingewiesen worden. Mehr als 20 weitere schwere Unfälle allein in 2022 sind bekannt.
Wir haben keinen Zweifel daran, dass die Betroffenheit über schwere und tödliche Unfälle bei Politik, Verwaltung und Ihnen, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, groß ist. Die Stadt muss daher dringend mit konsequenten Maßnahmen zur Unfallvermeidung reagieren!

Wir bitten Sie, sich daher auch mit Blick auf die Unfälle und die Unfallopfer ab sofort dafür einzusetzen, dass in den nächsten Monaten die unten aufgeführten Sofortmaßnahmen in unserer Stadt umgesetzt werden. Darunter fallen bessere farbliche Radwegmarkierungen und Markierungen/Aufstellbereiche an Kreuzungen, einfache Straßenreparaturen und ähnliches. Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass wir uns alle schon zeitnah sicherer auf Bochums Straßen bewegen können! Wir sind uns sicher, dass Sie mit einem klaren Bekenntnis zu sicherem Radverkehr viele Bochumerinnen und Bochumer hinter sich haben werden!

Mit freundlichen Grüßen,
Gerlinde Ginzel (Vorstand ADFC Bochum)
Birgit Isfort (für den Radentscheid Bochum)
Karl-Heinz Hüsing (für die Radwende Bochum)
Philipp Spitta (Vorstand VCD Bochum-Gelsenkirchen-Herne)

Diese Sofortmaßnahmen sollten in den nächsten Monaten umgesetzt werden

  • Entschärfung von Unfallorten der letzten Jahre (z.B. Kreuzungsbereich Sodinger Straße/Castroper Hellweg durch Einrichtung einer Aufstellfläche)
  • Beseitigung der Gefahrenstelle an der Wittener Straße 101 durch Einrichtung eines provisorischen Fahrradstreifens
  • Beseitigung der Engstelle auf der Dorstener Straße ( an der Gustavstraße)
  • Alle Unfälle, die zu schweren Verletzungen eines:r Radfahrer:in führt, sollen
    zukünftig transparent auf den Beitrag unfallbegünstigender Infrastruktur
    überprüft werden.
  • Einrichtung eines provisorischen Fahrradstreifens auf der Dorstener Straße
    von der Poststraße bis Stadtgrenze Herne zur Entschärfung der
    unfallträchtigen Engstelle Ecke Poststraße
  • Einrichtung eines provisorischen Fahrradstreifens auf der Fahrbahn auf der
    Wittener Straße zwischen Universitätsstraße und Alter Wittener Straße zur
    Entschärfung der Engstellen auf dem bisher kombinierten Rad-/Fußwegs
  • Überarbeitung der neuen erhöhten Querbalken auf der Springorumtrasse
  • Überprüfung und Anpassung der nicht ruckelfreien Übergänge von Radwegen
    zu Straßen (z.B. fehlende Überleitung am Werner Hellweg/Am Koppstück vor dem Tunnel oder fehlende Bordsteinabsenkungen bei der Querung Königsallee/Sheffieldring)
  • Beseitigung der fehlenden Linksabbiegemöglichkeit zum Hauptbahnhof in die Ferdinandstraße aus Richtung Düppelstraße. Die 2020 neu angebrachten offiziellen Radwegweiser weisen den direkten Weg zum Hbf.
  • Durchsetzung des Durchfahrverbots in der Innenstadt, z. B. mit Hilfe schwenkbaren oder versenkbaren Pollern.
  • Sicherung aller unbenutzten Straßenbahnschienen durch sicheres Vergießen sowie Maßnahmen zur Risikominimierung bei genutzten Gleiskörpern.
  • Dokumentation und schnellstmögliche Beseitigung der teilweise massiven Schäden (Wurzelschäden, Schlaglöcher etc.) auf Radwegen.
  • Zeitnahe Reinigung aller Radwege bei Laub- und Schneefall
  • Konsequente Durchsetzung von Park- und Halteverboten auf Fuß- und
    Radwegen

Eilbrief als pdf