Nach der Winterwoche in Februar – Bochum braucht einen Winterdienst auch fürs Radfahren
Der ungewöhnliche Wintereinbruch Anfang Februar hat eine Woche lang das Radfahren in Bochum nahezu verunmöglicht, gut abzulesen an den Messstellen. Der Winterdienst für Radstreifen und Radwege hat nur auf Teilen der Universitätsstraße und auf dem Springorumweg zwischen Innenstadt und Franziskusstraße infolge eines städtischen Sonderauftrags funktioniert. Eine solche Situation sollte sich nicht wiederholen. Bochum braucht ein Konzept, wie das Radfahren auch bei winterlichen Wetterlagen funktioniert. Städte wie Kopenhagen oder Nijmegen zeigen, dass dies möglich ist. Bochum kann das auch.
Der schlecht funktionierende Winterdienst war nicht nur auf Radwege bezogen ein viel diskutiertes Thema. Busse und Bahnen fielen aus und selbst die Räumung von Hauptstraßen funktionierte nur schlecht. Menschen ohne Auto hatten große Probleme, überhaupt zum Einkaufen oder Arbeiten zu kommen. Radfahrer*innen sind bei solchen Straßenverhältnissen besonders gefährdet. Daher bekam Radwende Bochum viele Anfragen von verzweifelten Radfahrer*innen.
Bis auf die erwähnten Ausnahmen waren keine Radwege geräumt. Nahezu alle Radstreifen waren durch Schneeberge unbefahrbar, weil dort in einer ersten Räumung der Schnee von den Straßen hinverfrachtet wurde. Laut dem USB ist das Konzept auf Straßen der Winterdienststufe 1 (u.a. die Hauptverkehrsstraßen) auch Radstreifen zu reinigen. Dies ist fast nirgends geschehen.
Die städtische Ansage an Radfahrer*innen lautet in diesem Fall auch als Radfahrer*in die Straßen zu benutzen. Aber auch dies war kaum möglich, denn auf den Radialen und dem Innenstadtring lag über eine Woche eine Mischung aus nassen Asphalt, Eis und Schneematsch, was Radfahren zu einer gefährlichen Rutschpartie machte. Nebenstraßen, Trassen und Rad/Fußwege wurden gar nicht geräumt. Es stellte sich aber heraus, dass dort Radfahren auf einen festen Schneedecke mit gutem Profil noch besser möglich war.
Eine Nachfrage bei den städtischen Verantwortlichen ergab: Es gibt kein richtiges Konzept für den Winterdienst auf Radwegen. Diese Lücke und damit die nicht gleichberechtigte Behandlung von Radfahren mit dem MIV halten wir für fragwürdig. Es braucht ein Konzept, wie es gelingen kann, dass auch Radwege befahrbar bleiben. Dabei wäre ein differenziertes Vorgehen sinnvoll. Bei Wintereinbrüchen mit viel Schnee und Kälte kann es sinnvoll sein Radwege nur einmalig fest zu fahren. Eine Praxis, die in Finnland praktiziert wird und von Radfahrer*innen gut angenommen wird.
Bei klassischen Ruhrgebietswinter mit Temperaturen um Null Grad sollten alle Trassen, Radwege und Radstreifen genauso mit kleinen Räumfahrzeugen gesäubert werden können. Ein neues Räumfahrzeug der Stadt München hat gezeigt, damit lassen sich auch vereiste Flächen säubern (siehe Bericht im Bayrischen Rundfunk).
Der Wintereinbruch war in der Tat ungewöhnlich und wird sich nicht jedes Jahr wiederholen. Dennoch sollte die Stadt bzw. der USB als Auftragnehmer beim nächsten Mal besser vorbereitet sein. Radwende Bochum fordert daher bis zum Herbst von der Stadt ein umsetzbares Konzept ein, dass für alle zentralen Radstrecken ein Konzept beinhaltet und bei unterschiedlichen Winterlagen Radwege wieder innerhalb eines Tages nach Ende von Schneefall befahrbar macht.