Bis 2031: Kein Platz für Schulkinder und Radfahrende an der Dorstener Straße?!

Die WAZ berichtete in der letzten Woche über die täglichen Gefahren für Radfahrende und Fußgänger:innen auf der Dorstener Straße. Weil durchgehende Radwege fehlen, darf auf dem Gehweg geradelt werden – welcher allerdings so schmal ist, dass Konflikte zwischen Radfahrenden und Fußgänger:innen vorprogrammiert sind. „Die Freigabe wurde erteilt, weil das Radfahren auf der Fahrbahn mit den derzeitigen Verkehrsstärken nicht für alle als sicher gelten könne. […] Das hat in der Vergangenheit schon dazu geführt, dass Schulkinder oder Radfahrende plötzlich auf die dicht befahrene Dorstener Straße ausweichen mussten.“

Die SPD-Fraktion hatte im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur auf die Missstände aufmerksam gemacht und das Tiefbauamt um Stellungnahme gebeten – die Antwort: aufgrund der Platzverhältnisse und der hohen Kfz-Verkehrs sei nachhaltig eine Verbesserung der Situation nicht absehbar. Ob und wann der „Knackpunkt“ Kreuzungsbereich Hordeler Straße / Dorstener Straße neu strukturiert werden könne, sei unklar, so der Nahmobilitätsbeauftragte Matthias Olschowy gegenüber der WAZ. „Ein Umbau soll aber erst in den nächsten zehn Jahren im Zuge der Sanierung der Hordeler Straße erfolgen. Bis dann appelliert das Tiefbauamt an Radfahrende, mehr acht zu geben statt Kinder auf dem Schulweg mit einer entsprechenden Infrastruktur zu schützen.

Auf der Dorstener Straße werden also weiterhin die schwächsten VerkehrsteilnehmerInnen auf engsten Raum verbannt und in Konflikte und Gefahren verwickelt, während dem Kfz-Verkehr weiterhin über 80 % der Fläche zur Verfügung steht (vier Fahrspuren und in beiden Fahrtrichtungen Straßenrandparken). Wen wundert es da, dass Eltern ihre Kinder aus Angst vor Unfällen mit dem Auto zur Schule bringen? Die Verkehrswacht NRW berichtet seit Jahren, dass immer mehr Kinder bei den Fahrradprüfungen an den Grundschulen durchfallen oder nicht Fahrrad fahren können, weil die Eltern ebenfalls keins besitzen. Da schließt sich der Teufelskreis. Abgesehen davon sind Radfahrende auf der Dorstener Straße aufgrund von fehlenden Schutzstreifen zu den Parkstreifen immer wieder der Gefahr ausgesetzt, durch sich plötzlich öffnende Autotüren einen Unfall zu erleiden (sogenanntes Dooring).

Die Radwende Bochum wundert und ärgert sich: Niemand zweifelt hier ein Problem an, aber eine Lösung für diese Gefahrenstelle ist erst 2031 in Sicht. Das kann keine Strategie einer verantwortungsvoll handelnden Stadt sein.

Dies sieht auch Martina Schnell (SPD Ratsfraktion) so, wie WAZ Bochum heute berichtete. Es brauche eine schnellere Lösung. Sie befürwortet eine Umgehung der Dorstener Straße. Radwende begrüßt die Diskussion, plädiert aber zunächst einen schnelleren Umbau der Radiale zu prüfen. Die zentralen Einrichtungen der Stadtteile liegen direkt an der Dorstener Straße. Radwende fordert innovative Lösungen in diesem Jahr. Kann hier ein PopUpRadweg die Gefahren minimieren? Könnte der Seitenstreifen, der derzeit als Parkstreifen genutzt wird, wieder zum Radweg werden?

Auch das 2018 veröffentlichte „Green City Konzept“ kam zu dem Schluss, dass Hauptverkehrsstraßen grundsätzlich einer Radverkehrsinfrastruktur bedürfen. Es bewertete den Ausbau des Radverkehrs als „effektivste, schnellste und außerdem wirkungsstärkste NO2 senkende, gesamtstädtische Strategie“. Nach wie vor befürwortet Radwende daher an erster Stelle Radwege auf allen Radialen und dem Ring.