Radfahrer übersehen und getötet – Strafverfahren gegen 600 € eingestellt

Gestern berichtete die WAZ: „Nach einem tödlichen Unfall mit einem Radfahrer in Bochum-Gerthe muss ein 36-jähriger Autofahrer 600 Euro an die Verkehrswacht zahlen. Danach wird das Amtsgericht ein Strafverfahren gegen den Mann ohne Urteil einstellen. Er saß am Mittwoch wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung auf der Anklagebank.“

Zum Hintergrund zitieren wir aus dem Polizeibericht : „Gegen 11.35 Uhr warteten Auto- und Radfahrer nebeneinander an der roten Ampel auf der Sodinger Straße, Ecke Castroper Hellweg. Als die Ampel auf Grün sprang, bog der 35-Jährige nach rechts ab, der 84-Jährige, der sich rechts von ihm befand, fuhr indes geradeaus in Richtung Hans-Sachs-Straße. Es kam zur Kollision. Der Radfahrer stürzte auf die Straße und zog sich lebensgefährliche Verletzungen zu. Ein Rettungswagen brachte ihn in ein Krankenhaus, wo er intensivmedizinisch behandelt wird. Die Polizei sperrte die Kreuzung für die Unfallaufnahme bis ca. 13.15 Uhr.“

Der lebensgefährlich verletzte 84-jährige Radfahrer überlebte den Unfall nicht. Traurige Radfahrende stellten ein Ghostbike als Mahnmal an die Unfallstelle.

Derartige Abbiegeunfälle sind leider keine Seltenheit. Immer wieder werden radelnde Verkehrsteilnehmer „übersehen“ und verletzt. Häufig auch schwer, lebensgefährlich oder sogar tödlich. Genau so wurde noch vor zwei Wochen ein 56-jähriger Radfahrer in Bochum durch einen abbiegenden Autofahrer schwer verletzt. Die WAZ schrieb: „Pkw-Fahrer übersieht Radfahrer in Bochum“.

Einerseits bedauern wir diese Unfälle sehr. Andererseits wundern uns darüber, dass mit einer Zahlung von 600 € dieses Strafverfahren eingestellt wurde. Und ganz besonders regen wir uns darüber auf, dass für die Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer, das sind vor allem Fußgänger und Radfahrende, so wenig getan wird. In Bochum und auch anderswo in Deutschland. Denn obwohl die Zahl der Verkehrstoten ständig abnimmt, steigt in den letzten Jahren die Zahl der im Verkehr getöteten Radfahrer*innen.

WAZ: Radfahrer in Bochum tödlich verletzt: Autofahrer muss zahlen

POL-BO: Abbiegeunfall: Pedelec-Fahrer (84) schwebt in Lebensgefahr

Radwende: Ghostbike als Mahnmal

WAZ: Auto erfasst Fahrradfahrer in Bochum – schwer verletzt

Unfallbilanz 2019: So wenige Verkehrstote wie nie zuvor – außer Radfahrende!

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