Radverkehrskonzept 2023 – Auf Umwegen zur Fahrradstadt?

Am 10.02.2023 veröffentlichte die Stadt mit erheblicher Verspätung den Entwurf für das Radverkehrskonzept für Bochum. Die Mitglieder der Radwende haben wie viele andere Radfahrer*innen und Radaktivist*innen mit Spannung auf die Veröffentlichung des Radverkehrskonzepts gewartet, bildet es doch die Grundlage für den geplanten Ausbau der Radinfrastruktur in Bochum.

Radwende begrüßt, dass in dem Konzept erstmals die bestehenden Radwege systematisch analysiert und bestehende Mängel sehr detailliert festgestellt und in einem Kataster festgehalten werden. Zu erwähnen ist allerdings, dass dieses Kataster die vielen Straßen ohne Radwege bzw. Lücken im Radwegenetz nicht abbildet (z.B. den Südring). Die Radwende wünscht sich eine baldige Veröffentlichung auf den Webseiten der Stadt, so dass die Radverkehrssituation für alle Bürgerinnen und Bürger nachzuvollziehen ist.

Kritisch sieht die Radwende vor allem die Fokussierung auf Velorouten. Diese sollen mittelfristig erstellt werden, während Radwege an Hauptrouten erst langfristig eingeplant sind. Im Rahmen der Bürger:innenbeteiligung zum Radverkehrskonzept wurde vielfach und  klar der Wunsch nach einem durchgehenden Radverkehrsnetz auf den Hauptstraßen geäußert. Dafür haben auch 17. 000 Menschen im Radentscheid gestimmt. Stattdessen sollen nun sogenannte „Velorouten“ umgesetzt werden. Diese sollen laut Radverkehrskonzept parallel zu Hauptstraßen führen. „Velorouten bedeuten faktisch häufig Umwege. Die Gefahr besteht, dass sie an Stadtteilzentren und anderen wichtigen Zielen vorbeiführen“, meint Christoph Bast von der Radwende.

„Das zeigt aktuell die Planung zur Südumfahrung der Wittener Straße, die deutlich längere Wege für die Radfahrer*innen vorsieht und an allen Einzelhändler*innen, Arztpraxen und der Evangelischen Hochschule vorbei führt. Nach langjährigen Planungen wurde hier zugunsten von Straßenrandparkplätzen entschieden  und daher keine Fahrradstraße erstellt“, so Christoph Bast von der Radwende.

Aus Sicht der Radwende kann die Verkehrswende in Bochum nur gelingen, wenn zwischen den Stadtteilen und in die Innenstadt ein Netz möglichst direkter Radwege geschaffen wird. Zügige Verbindungen sind in den allermeisten Fällen nur entlang der Hauptstraßen möglich und nur so kann es gelingen, den Radverkehrsanteil erheblich zu erhöhen. 

Mit dem neuen Radverkehrskonzept wird übrigens en passant auch das 2016 ausgegebene Ziel Bochums, bis 2030 einen Radverkehrsanteil von 25% zu erreichen, auf 15% eingedampft.

Klarer definiert werden müsste im Radverkehrskonzept zudem, welcher Zeitraum mit Sofort-, kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen gemeint ist. 

Angesichts der genannten Kritikpunkte hofft die Radwende, dass das Radverkehrskonzept im Verlauf der politischen Beratungen noch angepasst wird.