Rechtzeitig zum Pandemie-Winter: Radentscheide fordern Erhalt und Ausbau von Pop-up-Bikelanes

Der Münchner Mobilitätsausschuss stimmt heute über die Beendigung des Verkehrsversuchs mit 5 Pop-up-Bikelanes ab. Die provisorische Infrastruktur für Radfahrende war in mehreren Städten im Rahmen der Corona-Pandemie eingerichtet worden, um Sicherheit für den wachsenden Radverkehr zu schaffen. Die Abstimmung zeigt ein deutschlandweites Problem: Kurz vor dem Corona-Winter fehlen sichere Radwege, auf denen Menschen gefahrlos unterwegs sein können.

Foto von der gut besuchten Demo für Pop-Up-Radwege am 8. Juni in Bochum
Foto von der gut besuchten Demo für Pop-Up-Radwege am 8. Juni in Bochum

In Deutschland steigen die Fallzahlen der mit Corona Infizierten drastisch. Unter diesen Bedingungen ist für viele Menschen das Fahrrad das beste Fortbewegungsmittel: An der frischen Luft und mit ausreichend Abstand kann man so entsprechend der AHA-Regeln die Wege zurücklegen. Bereits im Frühjahr wurde auf die steigenden Radverkehrszahlen mit sogenannten Pop-up-Bikelanes reagiert – schnell einzurichtende und provisorisch angelegte Radwege. Der Vorteil: Durch die Breite der Wege und die Trennung vom Autoverkehr sind hier weniger routinierte Radfahrer*innen ebenso sicher unterwegs wie Kinder, Jugendliche und Senior*innen. Als weiterer Vorteil wird der ÖPNV entlastet.

Eine Auswertung in München hat gezeigt, dass über 68 Prozent der Befragten die Pop-up-Bikelanes befürworten. Dennoch wollen SPD und CSU die Anlagen zum 1. November abbauen. Ein fataler Fehler mit hohen gesundheitlichen Risiken: Radfahrende müssten wieder völlig ungeschützt im mehrspurigen Kfz-Verkehr radeln. Katharina Horn und Andreas Schön vom Radentscheid München fordern den Erhalt der Pop-up-Bikelanes über den Winter und gleichzeitige Planungen, wie sie in dauerhafte Infrastruktur umgewandelt werden können. Gute, lückenlose und sichere Radinfrastruktur ist jetzt nötiger denn je.

In weiteren Städten wurden Anträge für die Einrichtung von Pop-up-Bikelanes im Sommer abgelehnt. Dazu gehören u. a. Freiburg, Paderborn und Regensburg. In Nürtingen wird die Einrichtung seit Längerem geprüft, und in Stuttgart ist der Rückbau sogar bereits beschlossen. „Die Schulbusse in Nürtingen sind stark überfüllt. Was nützt es, wenn Kinder in der Schule auf Abstand und Maske achten, im Bus aber längere Zeit dicht gedrängt zusammenstehen müssen? Pop-up-Bikelanes schaffen Entlastung für den ÖPNV. Und Eltern können ihre Kinder angstfrei mit dem Rad zur Schule fahren lassen. Wir brauchen daher in Nürtingen dringend neue Pop-up-Bikelanes. Sonst wird dieser Pandemie-Winter noch härter“, erklärt Rolf Epple aus Nürtingen.

„Wir beobachten das Vorgehen in vielen Städten. Erst wird sichere Infrastruktur eingerichtet, die vielen Menschen sicheres Radfahren ermöglicht, dann jedoch nach kurzer Zeit unter fadenscheinigen Gründen wieder abgebaut. Obwohl wir mitten in einer Pandemie stecken. Dabei sind diese Radwege ein unkomplizierter Schutz vor Ansteckung unterwegs. Wir brauchen dringend den Erhalt der bestehenden und den Bau weiterer provisorischer Radwege in allen deutschen Kommunen“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

Ein Bündnis der Radentscheide fordert die Bundes- und Landesregierungen auf, Rechtssicherheit für Pop-up-Bikelanes zu schaffen. Nur dann werden die dringend benötigten sicheren Erweiterungen des Radwegenetzes auch in weiteren Kommunen Realität.

Pressemitteilung von Changing Cities e.V.