(Un)Sicherheit von Radfahr- und Schutzstreifen

Das alltägliche Problem der zugeparkten Radwege. Der Versuch der Stadt, Radfahrstreifen als solche besser zu kennzeichnen.

An der Hans-Böckler-Straße wurde der Radweg Richtung Brückstraße kürzlich rot eingefärbt. Dieser Abschnitt ist dafür bekannt, ständig durch haltende Kfz blockiert zu sein. Radfahrende werden dadurch gefährdet und sind gezwungen, auf die schmale Fahrbahn mit Straßenbahnschienen zu wechseln. Ende 2019 wurde ein Radfahrer dadurch schwer verletzt und musste ins Krankenhaus gebracht werden. (POL-BO: Mehrere Unfälle im Stadtbezirk Bochum – Fußgängerin (79), Radfahrerin (29) und Autofahrerin (49) schwer verletzt!) Angesprochen auf ihr Fehlverhalten reagieren die Autofahrenden meist nicht oder bisweilen sogar aggressiv. Es bleibt zu hoffen, dass die Signalfarbe Rot zukünftig dazu führt, dass der Radweg endlich als solcher wahrgenommen und gemäß seiner Bestimmung freigehalten wird.

Eine Umfrage auf unserem Instagram-Kanal ergab, dass bezüglich der Sicherheit nur 33 Prozent der Radelnden diese Maßnahme für ausreichend hält („Glaubst du, diese Maßnahme ist ausreichend?“; über 150 Teilnehmende). Weiterhin kommt es durch die Parkplätze rechts vom Radweg zu kreuzendem Kfz-Verkehr inklusive Dooring-Gefahr durch fehlenden Sicherheitstrennstreifen. Bis die Stadtverwaltung einen Vorschlag zur zukünftigen Verkehrsführung der Hans-Böckler-Straße zum Beschluss vorlegt, kann es noch dauern, da derzeit das Verkehrskonzept Innenstadt vom Ingenieurbüro PTV aus Düsseldorf bearbeitet wird. Einer der Bausteine dieses Verkehrskonzeptes ist die innerstädtische Verkehrsführung unter Berücksichtigung der städtebaulichen Entwicklungen, insbesondere im Bereich des Viktoriakarrees, des Haus des Wissens und der Hans-Böckler-Straße. (Bochum: Fortsetzung des Verkehrsversuchs Hans-Böckler-Straße)

Auch der Radfahrstreifen am Wertstoffhof in Wattenscheid/Blüchnerstraße wurde zusätzlich mithilfe gelber Bodenelemente mit roter Klappfahne gekennzeichnet. Das Überfahren, Halten und Parken durch Autofahrende soll so verhindert werden. Das Grundproblem beim Wertstoffhof sind die beschränkten Stellplätze, wodurch Autofahrende oft auf dem Radfahrstreifen hielten, um dort zu warten oder direkt mit dem Ausladen zu beginnen. Eine mangelhafte Entlade- und Parksituation führt hier also zu Sicherheitsrisiken für Radfahrende. (WAZ: Radstreifen am Wertstoffhof Wattenscheid nun extra gesichert)

Diese Problematik ist nicht neu: sie entsteht auch an den vielerorts aufgestellten Recycling-Containern (Glas, Papier, Altkleidung). Entladende Pkw-Fahrende halten auf dem Radfahrstreifen, um ihren Müll oderihre Altkleider in die Container zu werfen. Die Container stehen oft direkt neben dem Radfahrsteifen, Plätze zum Halten für Pkw gibt es in der Regel nicht (z.B. Wasserstraße, Gahlensche Straße). Und so gefährdert auch hier eine ungenügend vorausschauende Planung der Infrastruktur alltäglich die Sicherheit von Radfahrenden.

Fazit: ob die ergriffenen Maßnahmen der Stadt Parkverstöße auf Radwegen in Zukunft verhindern und die Situation für Radfahrende verbessern werden, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Die Radwende begrüßt die Initiative, bestehende Radwege besser zu kennzeichnen und gefährdende Schwerpunktorte zu verbessern. Die wirksamsten Vorgaben für die Sicherheit von Radfahrenden bleiben allerdings die Wegbreite (nach ERA min. 1,85m), Sicherheitstrennstreifen zum ruhenden Verkehr sowie zur Kfz-Fahrbahn (0,75m) und eine konsequentere Überwachung und Ahndung von Verstößen gegen das Park- bzw. Halteverbot auf den Streifen und den daraus resultierenden Behinderungen und Risiken für Radfahrende. Das Handeln der Kfz-Führenden ist ordnungswidrig und müsste daher verstärkt verfolgt werden. Dies scheitert in der Regel aber an der Kurzfristigkeit der Verstöße, der Personalkapazität der Ordnungsbehörde und/oder der fehlenden Schwerpunktsetzung in der Verfolgung (sprich der Polizei, die den ruhenden Verkehr stärker fokussieren müsste). (UDV: Sicherheit von Radfahrstreifen und Schutzstreifen)