Verkehrskonflikte minimieren – Radfahren, Autofahren und Zufußgehen konsequent trennen
Mit dem zunehmenden Radverkehr in Bochum nehmen die Konflikte zwischen Radler*innen und Fußgänger*innen zu. Zuletzt wurden dabei zwei Radfahrer*innen schwer verletzt. Fußgänger*innen beschweren sich zunehmend über Radfahrer*innen auf gemeinsamen Geh- und Radwegen oder reine Gehwegen. Diese hingegen fühlen sich auf Straßen unsicher und verdrängt. Sie werden zu eng überholt (1,50 Meter Mindestabstand müssen innerhalb geschlossener Ortschaften eingehalten werden, außerhalb sogar zwei Meter) oder von Autofahrer*innen gar geschnitten. Radstreifen sind häufig zugeparkt. Aus Sicht der Radwende lenken gegenseitige Vorwürfe von verschiedenen Verkehrsteilnehmer*innen aber von dem eigentlichen Problem ab. Die Wenigsten sind bewusst rücksichtslos. Das Problem sind nicht die Menschen sondern die mangelhafte Verkehrsinfrastruktur.
Es fahren immer mehr Menschen Rad, weil sie sich in der Stadt die Parkplatzsuche sparen wollen oder aus klimapolitischen Gründen. Diese finden eine mehr als lückenhafte und sehr überholungsbedürftige Radinfrastruktur in Bochum vor. Das zeigt ganz aktuell der Fahrradklimatest des ADFC für Bochum.
Radfahrer*innen werden zwischen benutzungsplichtigen Geh-Radwegen (Fußwegen), Radfahrstreifen mit 60 bis 200 cm Breite, Radwegen(streifen) direkt neben den Gehwegen, Gehwegen mit „Fahrrad Frei“ sowie nicht benutzungspflichtigen Radwegen hin- und hergescheucht. Selbst manche*r Polizist*in ist überfordert zu sagen, wo was erlaubt, erwünscht oder verpflichtend ist. Es gibt nur zwei durchgehende Radwege in Bochum. Auf 80 % der Hauptstraßen fehlen Radstreifen. Wo es Radwege gibt, sind sie oft nicht mehr entsprechend der gesetzlichen aktuellen Regelung ausgestattet. häufig gefährlich eng oder ohne Sicherheitstrennstreifen zu parkenden Autos.
Viele Radfahrer*innen fühlen sich daher unsicher und manche wechseln daher auf den Fußweg. Das ist nicht korrekt aber aufgrund der Gefahren häufig nachvollziehbar. In den letzten vier Jahren hat sich die Anzahl verunglückter Radler*innen von 149 (2016) auf 313 verdoppelt. Die Unfälle betrafen mit wenigen Ausnahmen weitgehend Straßen und Radstreifen. Wir appellieren an alle Radfahrer*innen, wenn sie auf dem Fußweg fahren (nur beim Zusatzschild „Rad frei“ zulässig), dies unbedingt rücksichtsvoll zu tun. Hier gilt dann Schrittgeschwindigkeit!
Am Ende aber hilft nur ein Umbau der Straßeninfrastruktur, die derzeit weitgehend auf parkende und fahrende Autos ausgerichtet ist, umzubauen. Die Lösung der Konflikte wäre also die konsequente Trennung von Fuß-, Rad- und Autoverkehr. Fußgänger*innen könnten dadurch von der störenden Radfahrenden befreit werden. Radfahrende bekämen sichere Nebenstraßen mit Tempo 30 und auf allen Hauptstraßen eigene von Autostraßen und Fußwegen getrennte sichere Radstreifen.
Das ist sicher nicht immer einfach umsetzbar, aber oft schon. Zum Beispiel indem die als Radstreifen gebauten Seitenstraßenränder, welche zu schmalen Parkstreifen ab den 60er Jahren umfunktioniert wurden, ihre eigentliche Funktion zurückbekommen. Gelingt es diese Autoparkplätze zu verlagern, vor allem in Quartiersparkhäuser, wäre der Platz für einen Radfahrstreifen geschaffen. An manchen vierspurigen Straßen müsste mit als Parkstreifen genutzten rechten Spuren ähnlich verfahren werden. In anderen Fällen müssten bei vierspurig genutzten Straßen Radstreifen abgetrennt werden.