Radwende Bochum lädt zum Demo-Wochenende ein: Raddemo „Eine Kö für alle“ am Samstag

Für das Wochenende lädt das Bündnis Radwende zu mehreren Demonstrationen und Aktionen ein. Am Freitag sollen ab 11:45 Uhr möglichst viele Menschen mit ihrer Beteiligung am Klimastreik ein deutliches Zeichen setzen, am Nachmittag gibt es ab 16 Uhr anlässlich des internationalen Parking Day alternative Nutzungsmöglichkeiten von Parkflächen zu bewundern und am Samstag geht es ab 14 Uhr zur nächsten großen Radwende-Demo unter dem Motto „Eine Kö für alle“ auf die Königsallee und um den Ring.

Das Ziel der Radwende Bochum ist eindeutig: Eine Verkehrswende mit einer deutlichen Reduktion der CO2-Emissionen. Denn auch in Bochum sind die Emissionen im Verkehrssektor als einzigem Sektor nicht gesunken, sondern weiter gestiegen. Zudem ist Bochum die Autostadt Deutschlands, hat die meisten Kfz pro Tausend Einwohner (530/1000), deren Bestand täglich um 30 Fahrzeuge wächst und die immer größer und schwerer werden, liegt mit der Herner Straße unter den Spitzenreitern, die den Grenzwert bei den NOx-Messstellen-Auswertungen des Umweltbundesamtes überschreiten und bietet für umwelt- und klimafreundlichen Verkehr kaum sichere, schnelle und komfortable Wege für Fußgänger, Radfahrer und ÖPNV.

Bisher kann also von Klimaschutz im Verkehrsbereich keine Rede sein. In Bochum ist nicht absehbar, wie die Klimaziele bis 2030 erreicht werden sollen. Soll der ausgerufene Klimanotstand, der alle Entscheidungen unter den Vorbehalt des Klimaschutzes stellt, kein leeres Wort bleiben, müssen jetzt Taten folgen.

Deswegen fordert die Radwende auf, sich möglichst zahlreich am Klimastreik am Freitag ab 11:45 Uhr auf dem Dr. Ruer-Platz zu beteiligen. Zwischen 16 und 19 Uhr lädt die Radwende darüber hinaus zum „Internationalen Park(ing) Day“ ein, der in diesem Jahr auf dem Südring zwischen Kortumstraße und Brüderstraße gefeiert wird. Dabei werden Autostellflächen besetzt und zu Aktions- und Spielflächen umgestaltet, um den hohen Platzverbrauch von Pkw deutlich zu machen: Durchschnittlich 23 Stunden täglich beanspruchen sie diesen, während der städtische Raum für den Ausbau von Radwegen und Radstellplätzen fehlt – und zumal in Bochum viele innerstädtische Parkstreifen ehemalige Radwege sind.

Am Samstagnachmittag ab 14 Uhr startet dann am Hauptbahnhof die nächste große Fahrraddemo der Radwende. Im Fokus steht diesmal die Königsallee, eine der so genannten Radialen, den Hauptstraßen, die den Innenstadtring mit den äußeren Stadtteilen verbinden. Die Radwende hat sich vorgenommen, den Ring und alle Radialen hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für Rad- und Fußverkehr zu untersuchen.

Unter dem Motto „Eine Kö für alle“ soll am Samstag mit einer großen Fahrraddemo nach einer Runde auf dem Ring die Königsallee befahren werden, um anschließend auf dem Ring eine weitere Runde zu drehen.

Die Situation an der Königsallee ist besonders „verfahren“: Die Wege für Rad- und Fußverkehr sind viel zu schmal für das notwendige Wachstum für eine Verkehrswende, wenn Autofahrer*innen auf Rad und Bus umsteigen sollen. Zudem liegen zwei große Schulen an der viel befahrenen Straße. Wenn statt Elterntaxis Schüler*innen selbst und sicher ihre Schulwege auf dem Rad bewältigen sollen, müssen die Wege ausgebaut werden. Zudem kommt es an den Bushaltestellen immer wieder zu Konflikten zwischen Radfahrer*innen und Wartenden sowie Aussteigenden. Auf der Radwende-Demo wird es dazu entsprechende Aktionen geben.

Darüber hinaus gibt es ab der Graf-Engelbert-Schule in Richtung Innenstadt nur einen Radweg für beide Richtungen auf der linken Straßenseite. Der Zustand und die Behinderungen für Radfahrer*innen auf den Radwegen sind eine Zumutung, wie die letzte Mängeltour der Radwende zeigte.

Immerhin plant die Stadt eine Umgestaltung, die sie auf dem Bürgerforum Mobilität erstmals vorstellte. Diese sieht eine Verbreiterung kombinierter Rad- und Fußwege vor – jedoch nicht zulasten der Fahrstraßen sondern zulasten der am Rand stehenden Bäume. Sie sollen fallen, damit der Autoverkehr weiter in gleicher Breite rollen kann, während sich mehr Radfahrer*innen und Fußgänger*innen auf gemeinsamen Wegen gegenseitig ausweichen können. An eine Geschwindigkeitsreduktion ist ebenfalls nicht gedacht.

Dagegen richtet sich der Protest am Samstag. Schließlich lautet die zentrale Forderung der Radwende: „Endlich sichere, komfortable und von Gehwegen getrennte Fahrradwege auf dem Innenstadtring und allen Radialen.“ Die Planungen der Stadt, die auf der Königsallee keine Einschränkung des Autoverkehrs vorsehen, sondern stattdessen sowohl das Zusammenlegen von Geh- und Radwegen als auch das Fällen von Bäumen vor, lehnt die Radwende als Lösung ab.

Denn die Verkehrswende ist in Bochum so nicht zu erreichen. Nach einer Studie des Wuppertal Instituts muss für das Klimaziel die Anzahl der Privatwagen pro 1000 Personen in der Stadt bis 2035 auf durchschnittlich 154 Pkw sinken – in Bochum sind es noch über 500 pro 1000. Ohne eine Begrenzung der Fahrzeugmengen in der Stadt wird es also nicht gehen. Jetzt eine Lösung zu planen, die für die nächsten 15 Jahre das „Weiter-so“ zementiert, statt für eine zukunftsfähige Mobilität zu sorgen, ist für die Radwende fatal.

Sicher ist, dass es ohne eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs keine Verkehrswende geben wird. Dieser muss sich im nächsten Jahrzehnt auf ÖPNV, Rad- und Fußverkehr verlagern, ihre Infrastruktur muss ausgebaut werden. Finanzieren ließe sich dieser Ausbau des Angebots z. B. durch eine City-Maut, schlagen nicht nur die Verkehrsforscher*innen des Wuppertal Instituts vor.

Mehr Infos zur Radwende und Termine gibt es unter radwende-bochum.de. Die Radwende ist ein Bündnis von 13 umwelt- und verkehrspolitischen Initiativen und vielen Einzelpersonen, das sich für eine konsequente Förderung des Radverkehrs einsetzt.